Herkunft & Leben
Unter den Reformatoren gab es wohl wenige, die so viel Reichtum aufgeben sollten wie Jan Laski (auch bekannt als Johannes a Lasco). Er wurde mit zwei Brüdern in einer reichen Familie in Polen geboren. Einer der Brüder war ein polnischer Diplomat in Frankreich, der andere war ein bekannter Schriftsteller. Laskis Onkel führte Jan in die priesterlichen Orden ein und half ihm, sich in der polnischen Kirche zu etablieren.
Im Jahre 1523 reisten Jan Laski und seine Brüder an ausländische Universitäten. In Zürich traf er Zwingli, der ihm den Rat gab, die Bibel zu studieren. Im folgenden Jahr war er bei Erasmus zu Gast. Auch Erasmus motivierte Laski zum Studium der Heiligen Schrift. Er traf noch andere Reformatoren und lernte Griechisch, Latein und das alttestamentliche Hebräisch.
Als er nach Polen zurückgekehrt war, machten Laskis Status und seine Erfahrung ihn in Regierungskreisen sehr populär. Er nannte sich selbst einen „Erasmussiten“ und plante, die polnische Kirche zu verändern. Laski bat Erasmus sogar, einen Brief an den König zu schreiben, in dem er dafür plädierte, die römische Herrschaft über das Land zu beenden, was allerdings erfolglos war. Laskis Freunde und Verwandte machten sich über ihn lustig und verurteilten seine neuen Glaubensansichten. Als 1526 Untersuchungen gegen ihn eingeleitet wurden und er unter starkem Druck stand, gab Laski auf. Er unterzeichnete ein Zugeständnis, in dem er versicherte, nur die Lehrmeinungen der katholischen Kirche zu vertreten. Dies war allerdings nur ein Ausweg aus seiner momentanen Not und nicht seine wahre Überzeugung.
Als 1531 Laskis Onkel verstarb, fühlte er sich befreit von den Restriktionen des Katholizismus. Er wollte seine neuen, reformierten Lehren in Polen einführen. Seine neuen Überzeugungen wandten sich zwar gegen die katholische Kirche, aber er blieb aktives Kirchenmitglied und wurde sogar Erzbischof.
Reformationseinfluss
Laski verließ Polen und zog im Jahr 1538 nach Deutschland, um das Evangelium zu verkünden. Er besuchte Frankfurt, bereiste die Niederlande und kam schließlich nach Emden in Friesland. Diese Gegend wurde auch „Schlachtfeld der Wiedertäufer, Römisch-Katholischen, Zwinglianer und Mennoniten“ genannt. Laski ließ sich 1540 hier nieder. Er war mittellos und krank, hatte ein aus armen Verhältnissen stammendes Mädchen geheiratet und jede Hoffnung auf die zurückgelassenen Reichtümer aufgegeben. 1542 wurde er Pastor und war schon bald Leiter aller Kirchen der Gegend. Laski schrieb nach Polen, er könne auch zurückkommen, wenn nötig. Der König missverstand dies und bot ihm einen Posten als Bischof an, was Laski als Beleidigung empfand. Er erklärte, dass er nichts mehr mit dem „Bischofshut“ oder der „Mönchskutte“ zu tun haben wolle.
Er arbeitete hart daran, die zerteilten evangelikalen Gruppen zu vereinen. Er gründete die Reformkirche in Friesland, was Emden als das „Genf des Nordens“ bekannt machte. Laskis kontinuierliche Arbeit führte bald dazu, dass römische Gewohnheiten christlichen Praktiken wichen. Er organisierte die Kirche, gründete eine Priesterschule und arbeitete ein Glaubensbekenntnis für seine Mitglieder aus.
Laski teilte nicht die Sichtweise Luthers, Calvins und anderer Reformatoren über Prädestination, Wiedergeburt, Taufe und das geistliche Amt, wollte jedoch Veränderungen vor allem durch Freundlichkeit und Sanftmut bewirken. Er sagte: „Ein falsches Verständnis ist nicht strafwürdig, sondern nur falsche Absichten.“ Laski wurde auch in anderen Ländern bekannt. Schon bald baten Regierende und religiöse Leiter ihn um Rat. Er diskutierte seine Ideen mit Bucer, Bullinger, Melanchthon und anderen. Der Herzog von Preußen bat ihn, Kirchen in seinem Gebiet zu leiten, aber Laski lehnte ab. Er wollte keine Einmischung des Staates in die Angelegenheiten der Kirche und lehnte auch die Zwangsmaßnahmen der Lutheraner ab. Dadurch machte sich Laski die Lutheraner zu Feinden.
Verfolgung trieb Laski in 1548 nach England. Hier hatte er Kontakt zu anderen Reformatoren und religiösen Führern. Er predigte und bekam großen Einfluss auf die Regierung. Der König bat ihn um Hilfe bei der Organisation der protestantischen Gruppen in England. Als Mary Königin wurde, löste sie Laskis Gemeinschaft auf und zwang alle Mitglieder, das Land zu verlassen. Im September 1553 verließen er und 175 seiner Kirchenmitglieder England und wandten sich nach Dänemark. Sie hofften, dort Zuflucht bei den Protestanten zu finden, waren jedoch nicht willkommen. Sie reisten dann durch viele Städte, fanden aber keine Heimat, bis sie nach Emden kamen. Laski blieb dort für fast ein Jahr, dann ging er nach Frankfurt.
Im Jahr 1556 lud der polnische König Laski ein, in seine Heimat zurückzukehren und dort das Evangelium zu predigen. Er wurde warm empfangen und erhielt die Leitung der dortigen reformierten Kirchen. Während seiner Abwesenheit hatte die Reformation in Polen große Fortschritte gemacht. Die vielen religiösen Gruppen dort hatten die Reformation als einen Weg erkannt, die katholische Kirche zu entmachten. Jedoch war Polen genau wie Friesland zum Schlachtfeld zwischen diesen Gruppierungen geworden. Man hielt Laski für einen geeigneten Vermittler und Koordinator. Er hatte ein sanftes Wesen und moderate Ansichten. Er gab sich viel Mühe und setzte sich intensiv für einen reinen, einheitlichen Leib von Gläubigen ein. Außerdem half er, eine polnische Version der Bibel vorzubereiten. Er legte erfolgreich das Fundament für die polnische Reformation. Am 8. Januar des Jahres 1560 starb er in Pinczow, Polen.