Herkunft & Leben
Das Evangelium fand ungefähr im 9. Jahrhundert seinen Weg nach Böhmen, und kurz darauf war die Bibel in der Landessprache erhältlich. Jedoch wuchs der Einfluss der katholischen Kirche, weswegen die lateinische Bibel weiter verbreitet war.
Die katholische Kirche setzte dazu an, die vorherrschende Macht in Böhmen zu werden, aber kleine Gruppen von Menschen erhoben sich dagegen und deckten die Sünden des Klerus und die Irrlehren der Kirche auf.
Einer dieser Männer war Hieronymus von Prag. Er wurde zwischen 1365 und 1379 geboren und stammte aus einer gut betuchten Familie. Er studierte an verschiedenen Universitäten in Prag, Oxford, Paris, Köln und Heidelberg. Bei seinem zweiten Besuch in Oxford wurde er wegen seiner Auflehnung gegen die katholische Kirche der Universität verwiesen.
Dank seiner Herkunft hatte Hieronymus leichten Zugang zu den europäischen Höfen. Seine Fähigkeiten als Gelehrter und Redner machten ihn berühmt. Er wurde ein wohlbekannter Gegner der katholischen Kirche. Seine Redekunst und seine Kenntnisse der böhmischen Sprache machten ihn zu einem mächtigen Feind der priesterlichen Korruption. Er dachte, die Bosheit der katholischen Kleriker zu enthüllen, würde die Kirche rein halten.
Überall, wo Hieronymus hinkam, äußerte er seine Überzeugungen gegen die katholische Kirche. In Wien wurde er wegen seines Glaubens festgenommen. Er floh und ging nach Mähren, wo er exkommuniziert wurde. Darauf ging er nach Ungarn, wo er am Hof Sigismunds predigte und wieder gefangen genommen wurde. Er wurde auf Bewährung freigelassen, gegen die er aber verstieß und nach Böhmen reiste. Später besuchte er die Adelshöfe von Polen und Litauen, wo er ein Ehrengast war.
Reformationseinfluss
Die Vertreter der katholischen Kirche wollten, dass Hieronymus verhaftet und vor Gericht gestellt wird. 1415 erschien Hieronymus vor dem Konzil in Konstanz. Als König Sigismund ihm keine Begnadigung geben wollte, floh er schnell in Richtung Mähren, wurde jedoch festgenommen, bevor er entkommen konnte. Er wurde nach Konstanz zurückgebracht und vor Gericht gestellt; 107 von Zeugen gestützte Anklagen sprachen gegen ihn.
Hieronymus erbat sich die Erlaubnis, seinem Glauben abzuschwören, in der Hoffnung, dies würde ihm die Freiheit gewinnen. Trotzdem blieb er bis zum nächsten Jahr im Gefängnis. Am 23. Mai 1416 trat Hieronymus dann vor das Konzil und bekannte sich wieder zu seinen Überzeugungen. Dieses Mal wollte er nicht einknicken. Im Prozess standen ihm sein Verstand und sein Wissen zur Seite. Er verteidigte auch die Werke Wyclifs und seines Zeitgenossen Jan Hus.
Am Ende wurde Hieronymus dem weltlichen Gericht zur Hinrichtung übergeben. Hieronymus wurde zum Scheiterhaufen geführt und verbrannt. Jedoch starb er als ein Mann, der seine Ängste überwunden hatte. Poggio Bracciolini, der päpstliche Repräsentant beim Konzil von Konstanz, berichtete:
„Mit freudiger Stirn, heiterer Miene und erhobenem Gesicht ging er in sein Schicksal. Er fürchtete weder die Flammen noch die Qualen noch den Tod. Keiner der Stoiker ging je mit so beständiger und tapferer Gesinnung in den Tod, und dieser hier schien sich danach zu sehnen. Als er an der Stelle angekommen war, wo er sterben sollte, zog er seine Kleidung aus und kniete zum Gebet hin. Holzscheite wurden dann bis auf Brusthöhe um seinen Körper geschichtet. Als sie angezündet wurden, begann er einen Choral zu singen, der von Flammen und Rauch unterbrochen wurde. Folgendes aber war der größte Beweis seiner Unerschütterlichkeit: Als der Henker den Holzstapel hinter seinem Rücken in Brand setzen wollte, damit er es nicht sehen müsste, sagte jener: ‚Komm hierher und zünde das Holz vor meinen Augen an; denn wenn ich es fürchtete, wäre ich doch nie hierhergekommen, stand es doch in meiner Macht, dem zu entfliehen.‘“