*1504 | † 1575

Heinrich Bullinger


Herkunft & Leben

Ein Schweizer Reformator, der dem Werk Zwinglis ein breiteres Wirkungsfeld verschaffte

Heinrich Bullinger war der Nachfolger Ulrich Zwinglis in Zürich. Bullinger wurde im Jahr 1504 in Bremgarten (Aargau) als Sohn eines Priesters geboren. Er besuchte die Schulen in Bremgarten und Emmerich und begann 1519 ein Universitätsstudium in Köln. Dort kam er mit dem Gedankengut von Luther und Melanchthon in Berührung. Gleichzeitig gelangte er in den Besitz eines Neuen Testamentes und begann, Teile der katholischen Lehre anzuzweifeln.

In der Klosterschule Kappel bei Zürich nahm er eine Arbeitsstelle an. Er unterrichtete klassische Wissenschaften und die Bibel, hielt theologische Vorlesungen und verbreitete protestantisches Gedankengut. 1527 wurde das Kloster der Stadt Zürich zugeordnet. Bullinger wurde zum Pfarrer ernannt und schrieb Traktate zur Verbreitung der Reformation.

In Kappel begegnete Bullinger Zwingli, und die beiden schlossen Freundschaft miteinander. 1525 begaben sich beide auf eine Konferenz, bei der den Wiedertäufern (Anabaptisten) ihre Irrtümer aufgezeigt werden sollten. Bullinger schrieb gegen die Wiedertäufer: „Durch den Aufstand in Münster hat Gott den Regierungen die Augen geöffnet; danach vertraute niemand mehr den Täufern, die ihre Unschuld beteuern.“ (Preserved Smith, The Age of the Reformation, S. 102)

Im Jahr 1529 wurde Bullinger Pfarrer in Bremgarten. Er war ein lebhafter Prediger und hielt sechs bis acht Predigten pro Woche. 1531 wurde Bullinger aus Bremgarten verbannt. Er floh nach Zürich, wo er zum Nachfolger Zwinglis bestimmt wurde und als Pfarrer im Großmünster diente, der Hauptkirche der Stadt.

 

Reformationseinfluss

Als die Protestanten die Schlacht zu Kappel verloren hatten, war die Reformation gefährdet. Bullinger ergriff nun die Führungsrolle. „Es war größtenteils ihm zu verdanken, dass die in Kappel geschehene Katastrophe nicht noch schlimmere Folgen hatte.“ („Bullinger“, The New Schaff-Herzog Encyclopedia of Religious Knowledge)

Bullinger setzte sich dafür ein, die zwinglischen Kirchen zu vereinen, und riet der Stadt Zürich, sich den Veränderungen anzupassen. Er organisierte Schulen und verlieh Stipendien, wodurch das Schulsystem erstklassiges Ansehen erlangte. Er kümmerte sich auch um das Wachstum der Kirche außerhalb Zürichs und arbeitete mit Calvin, Bucer und anderen zusammen. Zürich hatte seine Macht eingebüßt. Das führte jedoch zu einem neuen Verständnis der Aufgaben von Kirche und Staat. Die Kirche sollte das Wort verkündigen; der Staat sollte das Kirchengut verwalten und Strafen vollziehen.

Trotz der erneuerten Macht der Katholischen Kirche setzte Bullinger sein Wirken fort. Er war der deutsch-schweizerische Mitarbeiter am Ersten Helvetischen Bekenntnis im Jahr 1534.

Seine Bemühungen, die von der Stadt Zürich vertretene Meinung zu ändern, wurden zunächst mit Kompromissen erwidert. Die Bürger der Stadt wollten jedoch keine Zugeständnisse machen. 1538 beschloss die Stadt, keine Änderung ihrer Ansichten zuzulassen.

Bullinger schrieb viele Bücher, Flugblätter, Traktate und Predigten. Es wird gesagt, dass er über 100 Werke verfasste. Seine bekannte „Reformationsgeschichte“ ist bis heute ein wertvolles Schriftwerk. Seine Schriften und Predigten wurden überall aufmerksam gelesen, wohin sie auch kamen. Im Jahr 1586 wurde allen Geistlichen in England verordnet, Bullingers Predigten wöchentlich zu lesen.

Während der Marianischen Verfolgung 1553 – 1558 flohen viele englische Geistliche auf das europäische Festland, von denen Bullinger etliche beherbergte. Als Dank empfing er später von Queen Elizabeth einen silbernen Kelch. Bullinger hatte großen Einfluss auf diese Bischöfe, was England zu einem einheitlichen Lehrgebäude verhalf.

Es lässt sich wohl kaum ein besseres Vorbild einer rein geistlichen Kraft finden als der Einfluss, den Heinrich Bullinger als Nachfolger Zwinglis in England ausübte. (The Cambridge Modern History, Band 1, S. 597)

Bullingers letztes großes Werk war das Zweite Helvetische Bekenntnis. Der erste Entwurf wurde 1562 verfasst und zwei Jahre später revidiert. Dieses Bekenntnis umfasste in 30 Kapiteln die Glaubenslehren der Evangelisch-reformierten Kirchen der Schweiz. Kaiser Friedrich III. ließ es ins Deutsche übersetzen und veröffentlichen. Es wurde von den reformierten Kirchen in Schottland, Ungarn, Frankreich, Polen und Böhmen als Glaubensbekenntnis übernommen. „Genau genommen war es das Band, das die zerstreuten Glieder der Evangelisch-reformierten Kirchen vereinte.“ (New Schaff-Herzog Encyclopedia)

Bullingers arbeitsames Leben machte ihn zu einem leichten Opfer für die Pest. Er erholte sich zwar teilweise, starb aber am 17. September 1575 in Zürich.

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